Stachelbeere

In den lexikalischen Datenerhebungen konnten 87 Nennungen ausgewertet werden, von denen 83 unter die drei Oberbegriffe Knurschele, Krünkele, Krüpele und Krükele fielen.

Knurschele (grün) als Bezeichnung für die Stachelbeere ist nicht nur in Swisttal die dominierende Bezeichnung, sondern findet sich über die Grenzen des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises hinaus, sie deckt sich fast mit der Ausdehnung des ripuarischen Sprachraums (vgl. Lausberg/Möller 2000). Neben der am häufigsten genannten Formen Knurschele und Knürschele fallen in diese Kategorie auch Nennungen ohne /r/ (Knuschele, Knüschele) sowie Formen wie Krurschele. In Knurschel steckt das rheinische Wort Knursch, das Knorpel, aber auch unförmiges, hartes Gebäck oder das Endstück des Brots bezeichnen kann. Mit /kn/- anlautende Wörter im Standarddeutschen bezeichnen häufig kleine, runde, verdickte Gegenstände (vgl. Knopf, Knauf, Knubbel u.s.w.). Naheliegend ist insbesondere eine Verwandtschaft von Knurschel zu ‚Knorren‘/‚Knorz‘ (Bez. für krummgewachsenen Teil eines Baums oder Ansatzstelle eines ehemaligen stärkeren Asts). Andererseits kann Knursch aber eine verkümmerte Frucht bezeichnen, gleiches gilt für Krünkel/Krünschel (blau) und Krükel (rosa): Diese Begriffe benennen – neben der Stachelbeere – auch Runzeln und Knitterfalten in Stoff oder im Gesicht. Auch bei Obst ist der Begriff geläufig, so gibt es auch den Begriff Krünkelsbirne für eine zusammengeschrumpfte Birne (RhWb). Krünkel ist wohl als Mischform aus Krükel und Krünschel entstanden (vgl. RhWb). Beide Begriffe wurden in Swisttal genannt – Krünkel findet sich in Odendorf und im angrenzenden Euskirchen, Krükel in Buschhoven und dem angrenzenden Alfter sowie in Bonn. 

Krüpel (gelb) ist in Swisttal nur in den Orten Dünstekoven und Heimerzheim genannt worden, findet sich darüber hinaus aber auch in Rheinbach, Bonn, Bornheim und Zülpich. Etymologisch ist Krüpel zurückzuführen auf mhd. krūfen ‘kriechen, sich einziehen, sich in niedriger Haltung, am Erdboden fortbewegen, schmiegen, schleichen’ (vgl. DWb). Diese Bedeutung könnte auf Form- oder Wuchsassoziationen zurückzuführen sein, die auf die kleine, ‚verkümmerte‘ Form verweist (ähnlich wie bei Krükel bzw. Krünkel).

Überregionale Untersuchungen des Landschaftsverbands Rheinland zeigten, dass Krükel und Krüpel als Bezeichnung für Stachelbeere nur im Raum Bonn/Vorgebirge genutzt werden (vgl. Lausberg/Möller 2000).

Quellen:
DWb = Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/25, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB>, abgerufen am 13.08.2025. Eintrag ‚Krüpel‘.
Lausberg, Helmut; Möller, Robert (2000): Rheinischer Wortatlas. Bonn: Bouvier Verlag.
RhWb = Rheinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/25, <https://www.woerterbuchnetz.de/RhWB>, abgerufen am 13.08.2025. Eintrag ‚Krünkel‘.